Ich bin wirklich hin und her gerissen bei diesem Buch. Einerseits habe ich die 400 Seiten verschlungen. Ich habe dafür meinen Schlaf geopfert, war mitgerissen und wollte wissen, wie es weitergeht. Das Buch ist nach Fitzek-Manier sehr spannend geschrieben. Leser:innen werden in die Irre geführt und es gibt viele Details, auf deren Aufklärung ich gewartet habe.
Daran gemessen, verdient das Buch fünf Stern.
Trotzdem ziehe ich einen ab, schwanke sogar, ob ich ihm nur drei gebe. Aber das wäre nicht fair, denn es ist ein wirklich gutes Buch
Was mich gestört hat? Nun, zum Einen ist es irgendwie zu viel. Zu viele Details, zu viel gewollt, irgendwie.
ACHTUNG SPOILER:
Was ich schade finde und hier muss ich spoilern; ist, dass das Kernthema des Buches erstens nicht im Klappentext erwähnt wird und dann so sehr aufgebauscht und in eine organisiert kriminelle Ecke gezehrt wird, dass es das Alltägliche verliert. Fitzek schreibt über häusliche Gewalt, aber in einem Ausmaß, wie sie wohl die wenigsten Frauen erleben und das hat bei mir einen miesen Beigeschmack hinterlassen. Natürlich gibt es auch diese Schicksale, aber wie der Autor selbst schreibt, ein Viertel aller Frauen erlebt Gewalt durch den Partner. Die wenigsten werden dazu wohl vor andere Männer gezerrt. Ich finde, das Buch hätte an dieser Stelle leiser sein dürfen, damit man die Frauen hört und sieht und nicht nur das Blut und wieder einmal nur die Männer. Was das wirklich mit der Frau macht, geht unter. Sie lässt sich einfach so auf einen Mann ein, den sie kaum kennt? Nach allem, was sie erlebt hat? Bei Klara fehlt mir die Tiefe. Für mich ist ihr Verhalten nicht authentisch. Nicht als Mutter, nicht als Opfer.
Dennoch, der Aufbau der Story selbst ist richtig gut, das kann ich nicht anders sagen. Ich hätte mir aber deutlich mehr Feingefühl gewünscht bei diesem wichtigen Thema, gerade jetzt, wo Frauen und Kinder noch stärker unter dieser Form von Gewalt leiden.
Von Triggerwarnungen bei Thrillern halte ich nichts (wie andere Leser es fordern). Wer solche Bücher liest, muss damit rechnen, dass er mit Themen wie diesem konfrontiert wird.