Komm mit in Piyas und Bennets Welt 💖 In den nächsten Wochen teile ich in diesem Blog die ersten Kapitel von Siebzehn Jahre. Ohne mich. Mit dir. mit dir. Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen. Alles Liebe, Andrea
PROLOG
Bennet
Das geht dich verflucht nochmal nichts an.“
Wir standen einander schnaufend gegenüber. Ich und dieser Typ. Lukas. Ich weiß, dass man normalerweise immer den anderen zuerst nennen sollte, aber bei ihm waren mir meine Manieren egal. Das Einzige, das ich halbwegs unter Kontrolle halten konnte, war meine Faust, die sich in sein Gesicht rammen wollte.
In Lukas’ Augen sah ich denselben Zorn und ich fragte mich, wie lange er ihn zurückhalten konnte.
„Piya ging es gut, bis du aufgetaucht bist.“ Auch meine Stimme hatte ich kaum unter Kontrolle.
„Es ging ihr gut, bis sie mich verlassen hat.“
„Dich verlassen? Was bist du nur für ein Arschloch?“ Meine Faust zitterte. Es würde nur noch wenige Worte brauchen, damit ich die Beherrschung verlor. Es war mir mehr und mehr egal. Der einzige Grund, warum ich mich noch zurückhielt, stand schluchzend neben uns. Aber sie war auch der Grund, warum Lukas und ich uns anbrüllten.
„Verschwinde einfach.“ Ich drehte mich um und verharrte dann. Es gab keine andere Möglichkeit, das hier zu beenden. Abgesehen von der Variante, zu der sich meine Faust entschieden hatte.
„Das werde ich ganz sicher nicht tun.“
Ich blieb weiterhin stehen und wartete darauf, dass er etwas sagte. Er tat es nicht und ich wandte mich wieder zu ihm, damit er mir nicht in den Rücken fallen konnte.
Er sah zu Piya. Sein Blick war weicher als jener, den er mir zugeworfen hatte. „Piya, das kannst du doch nicht wirklich wollen.“
Sie hatte aufgehört zu schluchzen und starrte ihn an.
Er ging einen Schritt auf sie zu und in mir bäumte sich ein uralter Instinkt auf. Ich wollte das Mädchen und das Kind in ihrem Bauch beschützen, egal, wie ich in diese Situation gekommen war.
„Du bist sechzehn Jahre alt. Du träumst von einer Karriere, in der Kinder erst viel später Platz haben. Weißt du noch, wir haben darüber gesprochen? Wir wollten warten, bis wir dreißig sind, verdammt.“
„Das hat aber offensichtlich nicht geklappt.“ Sie ließ offen, ob sie von sich und Lukas oder dem Baby sprach. Trotz lag in ihrer Stimme und auf meine Lippen stahl sich ein Lächeln. Sie brauchte mich hier nicht. Sie stellte sich ihm ohne meine Hilfe entgegen.
Lukas sagte nichts. Sein Atem hatte sich noch immer nicht beruhigt. Piya schien seinen Blick gefangen zu halten, doch nach einer Weile löste er sich von ihr und sah zu mir. „Du hast ihr das eingeredet. Du hast ihr eingeredet, sie müsse sich ihr Leben versauen. Willst du mit ihr Familie spielen, weil du selbst keine hast?“
Die Worte trafen mich an einem Punkt, den niemand berühren durfte. Woher wusste er von meiner Familie?
„Ich habe recht, oder? So ein Babychen passt dir wahrscheinlich extrem gut in den Kram. Was aus dem Leben der anderen Beteiligten wird, ist dir scheißegal.“
Noch immer riss ich mich zusammen. Ich drehte mich ein weiteres Mal von ihm weg, wollte gehen, aber er sagte: „Was ist los? Haust du jetzt genauso ab wie dein Papi?“
„Lass ihn in Ruhe, Lukas.“ Auch Piya schrie nun.
„Halt die Klappe!“
Es war zu viel. Ich würde nicht zulassen, dass dieser Typ sich weiter aufspielte. Ich drehte mich wieder zu ihm, bereit meiner Faust freie Bahn zu lassen. Doch er hatte sich mir schon bis auf wenige Meter genähert und streckte die Hand in meine Richtung aus. Vielleicht wollte er mich aufhalten.
Für einen Moment blieb er abrupt stehen, als wüsste er nicht, wie er nun weitermachen sollte. Aber dann gingen wir, als hätten wir es verabredet, aufeinander los.
Ich hörte Piyas Schreie und Bitten, wir sollten aufhören. Es war mir egal. Mir war alles egal. Das Einzige, das zählte, war, diesem Arschloch zu zeigen, dass er zu weit gegangen war. Es war mir egal, wie lange er Piya schon kannte, welche Vergangenheit sie miteinander verband. Er wollte keine Rolle in ihrer Gegenwart oder in ihrer Zukunft spielen.
Der Schmerz seiner Schläge schaffte es nicht, meine Wut zu übertönen. Die Wut auf mich selbst und die Menschen um mich herum, die sich in den letzten Wochen und Monaten in mir aufgestaut hatte. Endlich konnte sie raus. Endlich hatte ich ein Ventil gefunden, durch das sie entströmen konnte. Ich rang immer weiter mit ihm, rammte meine Faust nun endlich in sein Gesicht, wich seiner Faust aus und hoffte, dass er spürte, dass er zu weit gegangen war.
Irgendwann schrie Piya auf und ich spürte warmes Blut über meine Lippen laufen. Scheiße! Hatte dieser Typ mir die Nase gebrochen? Ich ließ von ihm ab, schubste ihn in seiner darauffolgenden Irritation von mir und betastete den Knochen, der mein ganzes Leben lang ziemlich gerade gewesen war. Jetzt drang der Schmerz durch.
Ich sah auf. Auf Lukas’ Gesicht lag ein Grinsen. Wieder brannte eine Sicherung in meinem Vernunftszentrum durch. Ich stürzte mich auf ihn und schlug meine Faust ein letztes Mal in sein Gesicht. Er taumelte und fiel gegen die Backsteinmauer unserer Schule. In meinen Fingerknöcheln brannte ein Schmerz auf. Ich war sicher, auch seine Nase war gebrochen.
Eine weichere Hand legte sich um meine. Ich sah zur Seite. In Piyas Gesicht.
„Lass uns gehen.“
Die Tatsache, dass sie mir und nicht ihm die Hand reichte, legte sich wie ein Tuch über die Wut, wischte sie weg und machte etwas anderem Platz. Einer Wärme, die ich bis dahin nicht gekannt hatte. Ich nickte und folgte ihr.
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