Marie hatte keine Ahnung, wie sie in diese Situation gekommen war. Nie hatte sie daran gedacht, das Land zu verlassen. Doch nun stand sie hier an der Grenze zu Polen mit ihrem roten Koffer in der einen und ihrer dreijährigen Tochter Jasmin an der anderen Hand und nur ein Schritt trennte sie von diesem neuen Leben, das sie nicht führen wollte.
Dieser Klappentext ist zu kurz. Laut den allgemeinen Vorgaben. Ich halte mich nicht gern an Vorgaben, aber manchmal sind sie das Ergebnis vieler Erfahrungswerte und diesen will ich mich nicht einfach so entgegenstellen. Der Text kam mir gerade in den Sinn, er ist ungeschliffen und hat nichts mit meinem Buch zu tun. Allerdings hat er mir Lust gemacht, die Geschichte von Marie und ihrer Tochter aufzuschreiben. Zumindest hätte ich ihn dann schon. Den Klappentext.
So ein Klappentext soll dir als Leser Lust auf ein Buch machen. Aber er darf nicht zu viel verraten. Am besten sollte er dir nur Informationen über die ersten paar Seiten des Buches geben. Dich sozusagen in die Geschichte ziehen, damit du danach die Leseprobe anklickst oder den Einband aufschlägst und die erste Seite liest.
Der Klappentext darf aber auch Informationen über den Autor geben oder Leserstimmen und Kritiken auflisten. Auch das soll dazu führen, dass das Buch dein Interesse weckt und du es aufschlägst.
Man benutzt übrigens auch für Taschenbücher den Begriff “Klappentext”, obwohl diese in aller Regel gar keine Klappe haben. Gebundene Bücher mit Hardcover-Einband und Schutzumschlag geben ganz andere Freiheiten bei der Gestaltungen. Allerdings musst du als potentieller Leser das Buch oft erst einmal aufschlagen, bevor du den Text lesen kannst.
Als Self-Publisher erstelle ich meinen Klappentext vorallem für das E-Book- und Taschenbuch-Format. Er muss also kurz und knackig und ausführlich genug sein, um dein Interesse in wenigen Sätzen zu wecken. Ich bin jetzt beim sechsten Entwurf und würde diese Aufgabe gern an jemanden abgeben, der damit etwas mehr Erfahrung hat. 😀 Aber Übung macht die Meisterin, richtig? Und wahrscheinlich wäre ich nicht glücklich mit einem Text, der von jemand anderem geschrieben wird.
Ich will, dass die Emotionen, die du im Buch finden wirst, ein wenig durchschimmern. Du sollst wissen, wer die Protagonisten sind und eine ungefähre Vorstellung davon haben, in welcher Zeit sie sich bewegen und wie sie zueinander stehen. Aber auch nicht vorhersehen können, wie sie sich entwickeln und wo die Story hinführt. Du darfst Vermutungen anstellen. Das sollst du sogar. Schließlich bedeutet das, dass du dich schon mit der Geschichte auseinandersetzt und sie dein Interesse geweckt hat. Aber ich will nicht, dass du bereits nach dem Studieren des Buchrückens weißt, was auf der letzten Seite passiert.
Also sitze ich hier und schreibe diesen Blog-Post. Eine wirksame Vermeidungsstrategie. Die mich allerdings auch nicht wirklich weiterbringt. Zumindest nicht beim Klappentext. Deshalb beende ich jetzt diesen Beitrag und bemühe auf ein Neues die Suchfunktionen von Google und Amazon und Lovely Books, um die schönsten und einladensten Buchtitel aufzustöbern und mich inspirieren zu lassen.
Was willst du sehen, und wissen, und lesen, wenn du ein Buch umdrehst und die Rückseite betrachtest? Wie viele Informationen über Charaktere und Schauplätze brauchst du, um dich für ein Buch zu interessieren?
Schön, dass du hier liest.
– deine andrea