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Ich habe mich schon immer gefragt, wo Schriftsteller ihre Ideen herbekommen. Mal ehrlich, findet ihr es nicht ziemlich gruselig, dass es Menschen gibt, die sich blutrünstige Morde ausdenken und haarklein planen, wie diese vertuscht werden können? Wer kommt auf solche Ideen? Und warum?
Stephen King hatte die Idee zu Misery, dieser geisteskranken Frau, die im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts vielleicht eine bekannte Buchbloggerin geworden wäre (hoffentlich denkt jetzt keine Buchbloggerin, ich würde sie für geisteskrank halten; tatsächlich hielt ich Annie Wilkes schon immer für genial), damals aber Finger und Füße von ihrem Lieblingsautor abgetrennt hat… Satz zu lang, nochmal. Also, er hatte die Idee zu dieser Geschichte im Flugzeug, während er schlief. Wenn man jahrzehntelang Horrorgeschichten schreibt (und liest), träumt man wohl unweigerlich von solchen Dingen.
Das Schlimme ist aber, dass ich mir durchaus auch vorstellen könnte, solche schrägen Geschichten zu schreiben, auszuarbeiten, mich in sie hineinzugraben und ein Teil des kranken Gehirns von Serienmördern zu werden. Warum ist das so? Ich war schon als Kind ein Fan von Stephen King. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich mit diesen Geschichten aufgewachsen bin.
Warum es überhaupt in uns liegt, uns an solchen Geschichten zu erfreuen, ist mir ein Rätsel. Ja, wir umgeben uns gern mit Pseudo-Gefährlichkeiten, weil wir zwar den Adrenalinkick spüren wollen, in diesem Moment aber nicht gefährlicher leben, als wenn wir einen Rosamunde Pilcher Roman lesen.
Aber ich schweife ab. Denn eigentlich wollte ich gar nicht über Horrorromane schreiben. Übrigens, so in etwa entstehen auch meine Geschichten. Ich habe eine ungefähre Idee (manchmal ist sie auch sehr detailliert), schreibe drauflos und komme an einer ganz anderen Stelle an. Oh Gott, das klingt furchtbar unprofessionell. Ist es wahrscheinlich auch. Also, um meine Ehre zu wahren. Ich habe schon einen Plan, aber ich lasse mich gern von der Geschichte treiben und gebe meinen Fingern die Erlaubnis, die Wörter direkt aus meinem Kopf zu saugen, ohne dass sie dabei groß das Kritikzentrum in meinem Gehirn passieren müssen. Das kommt dann später, wenn ich voller Entsetzen (selten auch voller ehrfürchtigem Unglauben) lese, was meine Finger da geschrieben haben.
So, und nun komme ich zum eigentlichen Thema dieses Postings.
Woher bekomme ich die Ideen für meine Geschichten?
Die Story von WDWG brodelte schon eine ganze Weile in mir. Der männliche Hauptcharakter ist inspiriert von einem Schauspieler, den ich in meiner Kindheit toll fand. Auch Lucy’s Vater hat ein schauspielerisches Vorbild. Ich verrate dir gern, wer die zwei sind. Schreib mir einfach eine E-Mail!
Diese beiden haben mal zusammen in einer Serie gespielt und, ich war damals wirklich sehr jung, ich habe mich regelmäßig in diese Welt geträumt. Irgendwie ist das Buch also auch so etwas wie Fanfiction. Allerdings hat die Geschichte rein gar nichts mit dem Plot der Serie zu tun. Das war Science-Fiction.
Ich weiß nicht, ob es allen Menschen so geht, vielleicht sind nicht mal alle Autoren davon betroffen, aber in meinem Kopf leben diese Geschichten noch immer. Und mit jedem neuen Input, der von der fiktionalen und realen Welt auf mich einströmt, verändert sie sich. In gewisser Weise reift sie. Und in anderer Weise wird sie ein Teil von mir. Ich kann sie fühlen. Ich kann spüren, welche Emotionen Menschen haben (hätten), die diese Geschichte erleben (würden).
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie real Gefühle sein können, obwohl sie doch nur ausgedacht sind. Und genau deshalb liebe ich es, diese Geschichten aufzuschreiben und mit Menschen zu teilen. Zu sehen, dass sie das Gleiche fühlen. Vielleicht geht es auch vor allem darum, mir zu beweisen, dass es nicht so irre ist, wie es klingt, wenn man den ganzen Tag mit Geschichten im Kopf rumläuft. Na ja, so schlimm ist es auch nicht. Aber sie kommen mir schon oft in den Sinn. Es ist ein schönes Ventil, sie einfach aufschreiben zu können.
Nie aber ist die Geschichte schon fertig ausgereift. Es sind vor allem Bruchstücke, die in eine komplexere Story eingebunden werden wollen. Manchmal ist es ein einzelnes Bild. Zum Beispiel habe ich vor kurzem eine Frau vor sich hintottern gesehen. Ich wollte sofort etwas über sie schreiben. Vielleicht wird sie aber auch nur eine Beobachtung in einer Geschichte, die rein gar nichts mit ihr zu tun hat.
Das ist es, was mich am Schreiben fasziniert. Neben der Sache mit den Gefühlen. Du weißt nie, wohin dich deine Ideen führen. Ja, schon, so ungefähr. Aber hinter einer Idee steckt eine ganze Welt, die ich entdecken darf. Ein bisschen wie bei einer Landkarte. Ich habe von ein paar Orten gehört, hab sie aber noch nie selbst gesehen (oder manche vielleicht auch doch) und ich kenne auch die Wege nicht, die zwischen ihnen liegen. Ich darf sie finden, die Steine umdrehen und abseits der asphaltierten Straßen durch Gestrüpp neue Wege erkunden.
Ich liebe diesen Prozess so sehr.
Und es ist schön, dass ich dich daran teilhaben lassen darf!
Deine Andrea
Dany
Du sprichst mir aus der Seele. Aber irgendwie habe ich es noch nicht geschafft aus einzelnen Szenen in meinem Kopf eine Welt zu erschaffen. Vielleicht blockiere ich mich einfach noch selbst. Mein Vater hat mir ein nicht vollendetes Buch gegeben und gemeint ich soll etwas daraus machen. Die ersten 6 Seiten haben unheimlich Spaß gemacht. Ich habe die Charaktäre neu erfunden und mir Orte bei Maps ausgesucht… Aber dann bin ich an einer Stelle hängen geblieben. Und dort habe ich dann auch gemerkt, das es nicht meine Geschichte ist. Sondern seine. Ich muss meine eigenen schreiben.
Liebe Grüße, Dany